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Neuerdings (seit Ende März 2006) ist das Schreiben von Anmerkungen nicht mehr ganz so einfach. Es gab da so ein paar Subjekte – im Western würden sie eine der Rollen mit schwarzem Hut bekommen --, die meinten sie müssten die Schreibrechte dazu missbrauchen, auf unserem Wiki massenweise Links zu Seiten zu platzieren, deren Inhalt nur wenige als freie Meinungsäußerung einordnen würden.
Von daher gibt's jetzt im Sinne des Pisa-Tests eine Einstiegsfrage zu beantworten, wenn jemand was auf eine Seite schreiben will. Das etwas überhebliche "Bisher war noch keiner der Spammer fähig, die Einstiegsfrage zu beantworten" muss leider revidiert werden. Fürs erste erachten wir das mal als Wertschätzung, dass auf unserer Seite noch Spam-Werbung platziert wird.

Pünktlich zum Muttertag, oder um genau zu sein 2 Tage vorher, hat sich ein zuvorkommender Garten oder Blumenfreund namens Frank bemüht, dem unangenehmen Umstand Abhilfe zu schaffen, dass in schöner Regelmäßigkeit an diesem Festtag die Köpfe einiger Pflanzen in dem zur WG gehörenden Garten fallen. Wir haben ja durchaus Verständnis für solche Selbstbedienungs-Verzweiflungstaten angesichts der frühzeitig leer gekauften Blumenläden. Trotzdem richten wir jetzt einen Appell an die fortschreitende Geschichtsvergessenheit: Leute, erinnert euch daran, dass der Muttertag vor etlichen Jahrzehnten von den Nazis in großem Stil eingeführt worden ist. Dann könnt ihr euch auch vorstellen, dass in unseren Nachbarländern, die keine so brachiale Vergangenheit haben, an diesem zweiten Sonntag im Mai mitunter relativ problemlos an Blumen zu kommen ist: Blumenversand Wir wollen das mal nicht als unangebrachte Eigenwerbung ansehen, sondern gestehen dem guten Frank zu, dass die Seite durchaus auch auf LinksRechts aufgelistet sein könnte.

2023-12-31

Die kleinen Freuden oder Lob auf das Finanzamt

Es ist erstaunlich, was so eine neue Mine im Kugelschreiber alles vermag. Vor zwei Tagen habe ich mir eine neue gekauft und bin dafür extra zum Schreibwarengeschäft in die Stadt gefahren. Seither klappt irgendwie alles.

  • kein Fluchen mehr über die schlechte Qualität von Postkarten, auf denen außer im Adressfeld nirgends Tinte haftet
  • auch keine Selbstvorwürfe wegen etwaigen fettigen Fingern (nicht von mir sondern von der Verkäuferin, die die Karte eben nicht profimäßig an den Rändern anfasst, um sie in das Papiertütchen zu schieben [1])
  • endlich habe ich es mal wieder geschafft, das ZEIT Kreuzworträtsel wenigstens fast zur Hälfte zu lösen

Es schreibt sich alles viel leichter und beschwingter. Selbst dieser Eintrag im Wiki funktioniert wieder mit dem Kugelschreibe auf dem Bildschirm (und nicht nur auf meinem Bildschirm, auch auf Eurem! Aber keine Sorge, der Kuli ist weg wischbar.) Und alles das habe ich dem Finanzamt zu verdanken, weil die mich dazu angehalten haben, die Steuererklärung doch tunlichst mit schwarzem Kugelschreiber auszufüllen. Für die Steuererklärung habe ich natürlich noch die alte halb eingetrocknete, blaue Mine benutzt. Ich will doch nicht als obrigskeitshörig gelten, soviel Revolte muss schon sein.


[1] Jeder der es schon mal ausprobiert hat, weiß natürlich, dass das nicht funktioniert, die Karte am oberen und unteren Rand haltend in die Tüte zu bugsieren. Zumdindest nicht ohne die Tüte zu sprengen.

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– Anonymous 2024-01-03 21:55 UTC


Add your comment here. Schön hier. So ein Wiki. Nostalgisch. Einfach. Funktional. Naja, einfach, müsste ich es programmieren, ich hätte mein Kommentar "einfach" zwar verflucht, aber zumindest für den Nutzer sieht das alles hier ziemlich "straight" aus. Naja, das mit der Mine und dem "AUCH AUF EUREM BILDSCHIRM" klingt jetzt irgendwie schon so ein bisschen nach altem Testament, und passt rein garnicht zu der abgelehnten Obrigkeitshörigkeit. Aber was solls, war ja zumindest der letzte Beitrag im alten Jahr, da kann man schon mal über das eine oder andere hinwegsehen.

Verfluchen - und zwar ganz alttestamentarisch - werde ich dieses Wiki bei aller Einfachheit trotzdem, nämlich dann wenn es meinen liebevoll gestalteten Kommentar nachher nicht speichert sondern aus irgendwelchen postkommunistisch anarchischen Gründen verwirft. Aber sind wir mal guter Dinge - das Jahr hat ja gerade angefangen. Und auch wenn Murphies Gesetz in 2023 voll und ganz zugeschlagen hat - es ist alles schief gegangen was hätte schief gehen können (Krieg, Inflation, das Heizungsgesetz…) bleibt das Gebot der Stunde doch einmal mehr optimistisch zu sein, bzw. zu bleiben, oder wie es gern der eine oder andere Nachrichtensprecher uns am Ende der Tagesschau hinterherzuwerfen pflegt - bleiben Sie zuversichtlich. Was ja unterstellt, dass ich es bereits war. Sonst könnte ich ja nicht zuversichtlich "bleiben". Ein Beweis mehr dass uns diese GEZ Heinis das Allermöglichste in den Mund legen, zuversichtlich zu bleiben, obwohl man es garnicht war. Wo kommen wir denn da hin? Das wird man ja noch sagen dürfen. Aber das ist ein anderes Thema. Gut. Dann werde ich es mal dabei belassen. Schönes altes Wiki. Willkommen im Jahr 2024. Ich kenne dich bereits seit 2006. Oder zumindest nicht lange danach. Bleib so wie du bist. Und lasse dich nicht einschüchtern voin solch neuen dahergelaufenen Möchtegern-Schreib-Plattformen wie writefreely und dergleichen Fediverse Konsorten. Alles Gute und bis in Zukunft. M.

– Anonymous 2024-01-03 22:30 UTC

2023-12-30

Dorf oder Wohngemeinschaft?

Vor dieser Frage stand ich, als ich mal wieder vor dem Altglas-Container in Neureut stand. Es gibt natürlich nicht nur einen einzigen Glascontainer in Neureut, wenn ich aber trotzdem von dem Altglas-Container spreche, dann deshalb, weil eben der mich schon so oft in ernsthafte, gedankliche Krisen gebracht hat. 2011-11-05 ist zwar schon ein paar Jahre her, aber immer noch nicht vollständig verarbeitet, geschweige denn vergessen.

Basierend auf der vermeintlich schlauen Idee, das Altglas schon einen Tag vor Silvester und nicht erst danach weg zu bringen, habe ich also mein Fahrrad heute auf der anderen Straßenseite des Glas-Containers geparkt. Da ich zu denen gehöre, die schon einmal zu gesehen haben, wie so ein Container geleert wird, nehme ich den extra Laufweg über die Straße gerne in Kauf, denn ansonsten wäre nach der Glasaktion mindestens ein Reifen platt. Und der dann anstehende Laufweg nach Hause wäre in der Gesamtbilanz locker um ein Vielfaches länger als das zweimalige Überqueren der Straße. Okay, okay, eigentlich müsste ich mit dem Erwartungswert rechnen, denn der platte Reifen ist ja nur der GAU und der wird sicherlich nicht jedesmal eintreten. Aber so ein "mir-passiert-schon-nix" Optimismus ist in Deutschland nun mal nicht weit verbreitet, sonst wäre es nämlich um das Geschäftsmodell der diversen Versicherungen ziemlich schlecht bestellt.

Entgegen meiner anti-zyklischen Theorie standen aber trotzdem schon einige Flaschen und Gläser vor dem Container und der Einwurf war auch nicht mehr das schöne schwarze Loch, sondern da lugten schon die Flaschen grimmig nach draußen. Also verteilte ich erstmal meine grünen und braunen Flaschen auf die beiden anderen nicht so überfüllten Container. Das waren aber nur 3 oder 4, denn Sektflaschen gab es nun mal vor Silvester noch nicht und der typische WG Glas Bestand besteht eben aus Pastasoßen-, Pesto- und Instantcafe-Gläsern und harten Alk Flaschen, also alles Weißglas. Die Grün- und Braun-Glas Einwurfszeit war zwar kurz aber doch ausreichend, um auf die Lösung für mein Weißglasproblem zu kommen. Anscheinend ist aber außer mir keiner auf die gleiche Idee gekommen. Ich frage mich nun, ob das daran liegt, dass die Leute es alle für total abwegig halten, dass so ein Container symmetrisch augebaut sein könnte und eben vorne und hinten ein Einwurfloch hat. Oder daran, dass ich 15 Semester Physik-Studium Vorsprung habe vor den meisten meiner Mitbürger und ihnen deshalb verständlcherweise nicht klar ist, dass es zwar ein Fließverhalten von Glas gibt – gerne beobachtet in großen Scheiben -- dass es sich aber deutlich von dem von Wasser unterscheidet, und man deshalb nicht annehmen muss, dass der Pegelstand vom Glas auf der Rückseite genauso hoch ist wie auf der Frontseite.

Was soll ich sagen, die Flaschen von mir waren so leicht durch den Hintereingang zu versenken, dass ich dachte: "Was solls? Die 5 oder 10 Flaschen und Gläser, die da vorne dran stehen, werfe ich jetzt auch noch hinten ein, dann sind sie weg." Es wäre für mich kein großer Mehraufwand und hätte den Vorteil, dass ich den nach mir kommenden denk- und rechen-faulen Mitmenschen, die Ausrede entziehe, ihre Flaschen auch einfach vor dem Container zu deponieren, "weil ja schon welche da stehen!" Gutmütigkeit und Allmend-Gedanke reichen eben manchmal nicht als Motivation, da muss auch noch ein bisschen Gehässigkeit dazu kommen: "Diese einfache Ausrede gönne ich ihnen nicht!"

Allerdings reichte die Gehässigkeit als Zusatzmotivation auch nicht mehr aus, als nach der dritten Flasche von vorne, mich ein häßlich verschmierter Deckel auf der vierten Flasche anstarrte. Die eigenen Deckel hatte ich ja noch abgeschraubt, aber das für Fremde zu tun, war dann doch zu viel. Und das ist der Punkt, der mich auf den WG-Vergleich aus der Überschrift bringt. Da kennt man ja auch die klassischen vollgestellte Spülen Situation: "Na gut, den einen Topf und die 3 Teller spüle ich noch schnell mit … grr, verdammte Hacke, das Zeug ist eingetrocknet …". Vorher habe ich ja noch die durchaus einleuchtende Gesamtbilanz-Rechnung gemacht: "Ich könnte das jetzt einfach hier stehen lassen und drum herum spülen, aber dann würde ich mich mindestens 10 Minuten lang darüber ägern. In Summe ist es besser 4 Minuten mehr zu spülen." Und dann führt der eine Moment, in dem festgestellt wird, dass doch intensiveres Schrubben gefragt ist, dazu, dass die nüchterne Rechnung von einem überbordendem Gefühl der gerechten Empörung hinweg gespült wird. Einem KI-Spülroboter wäre das nicht passiert.``

Ja, ja, ich höre schon die Einwände "WG ohne Spülmaschine? Seid ihr bescheuert? Man kann sich auch anders das eigene Grab schaufeln." Allerdings – und jetzt wird es ein bisschen peinlich – für eine Spülmaschine braucht man zumindest soviel Geschirr, dass auch noch was zum Benutzen übrig ist, wenn der andere Teil in der Spülmaschine auf Säuberung wartet.

RolF

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2023-12-10

Im Namen der Moral

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Überschrift als Teaser wirklich so gut ist, wie ich mir das vorgestellt habe. Es geht natürlich nicht um meine Vorstellung, sondern um das, was sich die Leser dieses Wiki-Beitrags dabei vorstellen und erwarten. Von daher dürfen jetzt alle mal vor dem Weiterlesen für drei Sekunden innerlich einen Schritt zurücktreten und sich überlegen, was sie denn erwarten.

Kommt da jetzt ein berechtigter, hoffnungsvoller Appell an den Änderungswillen der Aufrechten? Wird Moral also positiv gesehen, als innerer Antrieb, der deutlich mehr und langatmiger etwas bewirken kann, als es eine Belohnung oder Bezahlung könnte? Oder geht es um die negative Seite der Moral und es kommt wieder eines jener exemplarischen Beispiele von Doppelmoral, auf die man heute in Zeiten der schnell aufflammenden Empörung an jeder Ecke trifft. "An jeder Ecke" ist noch eine Begrifflichkeit aus dem letzten Jahrhundert als es noch so etwas wie eine Eckkneipe mit einem aufgebrachten Stammtisch oder einen Kiosk an der Ecke mit der mindestens genauso aufgebrachten und empörten BILD Schlagzeile gab. Aber die Diskussion, ob das Internet Ecken hat, will ich hier jetzt nicht beginnen.

Nein, und ich sage nichts zur Ampel-Koalition und auch nichts über Greta Thunberg. Eine Aussage zu Greta wäre ja ohnehin eher eine Aussage über uns selber, weil unser schlechtes Gewissen schon immer heimlich auf den Moment gewartet hat, wo sie vom moralischen Thron fällt.

Es ist viel banaler. Mir geht es um die Empörung in den ZEIT Leserbriefen über das Forum, das man den dopenden Radrennfahrern Amstrong und Ullrich im Magazin geboten hat. Das Interview hat auch bei mir an einigen Stellen ein komisches Gefühl ausgelöst, weil sich da zwei hinstellen und mehr oder minder sagen "seht, wie (gut) wir aus unseren Fehlern gelernt haben". Dürfen die das jetzt schon? Wäre da nicht etwas mehr Zerknirschung und schuldbewußte Zurückhaltung angebrachter?

Nun ja, wir haben sie als die Spitze eines Systems von systematischen Doping zu dem personifizierten Bösen gemacht, das man bestrafen muss. Dabei sind wir als Zuschauer und Konsumenten der Übertragungs-Maschinerie bei einer Tour de France auch selber Teil des Systems. Ich fand es auch immer sehr verstörend, dass nach einem aufgedeckten Doping-Skandal die Telekom oder andere Sponsoren Straf- oder Rückzahlungen von dem Rennfahrer verlangten. Tagelang war das mit Sponsoren-Logos zugekleisterte Trikot des Fahrers in allen Fernsehkameras und auf dem Siegerpodest zu sehen und hat den Verkauf von Telekom Produkten gefördert, da haben die Sponsoren ja schon ihren Umsatz mit gemacht. Aber vielleicht unterschätze ich da einfach den Kapitalismus und es ist eben nun mal so, wenn einer im Controlling feststellt, dass sich da an einer Stelle beim Einkauf Kosten einsparen lassen, indem man in einem alten Werbevertrag eine Klausel findet, die besagt, das Werbegelder nur ausgezahlt werden, wenn sich der Werbende rechtlich und moralisch einwandfrei verhält, dann wird da auch gespart und das bezahlte Geld zurück gefordert.

RolF

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2022-07-27

Das Waldsterben ist zurück

Der Wienerwald heißt jetzt Hendlcube.

Das liest man aber weder auf der Website des Wienerwald noch auf der von Hendlcube. Dafür weiß man dann nach dem Besuch der beiden Seiten, dass die Zielgruppen der beiden Hähnchenbrater sehr unterschiedlich sind. Und ich glaube, auf der Wienerwald Site habe ich auch gar nichts mehr von Hähnchen gelesen, da ist der Focus auf Ambiente und Erlebnisgastronomie.

Zu lesen ist dieser Übergang des Wienerwalds zum Hendlcube tatsächlich nur direkt am Lokal in der Karlsruher Kaiserallee. Das Wienerwald Logo über der Eingangstür ist dort natürlich noch nicht abmontiert. Vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig, denn Hendlcube hinterlässt nun mit sehr vielem den Eindruck, dass sie sich vor allem als Lieferservice verstehen. Das wäre dann auch eine Erklärung dafür, wie sie auf diesen merkwürdigen, bayerisch-englischen Namen kamen. Mögliche Erklärungen wären:

  • die Hähnchen werden in einer würfelförmigen Packung serviert und ausgeliefert
  • die gegrillten Hähnchen sind selber würfelförmig
  • die meisten Menschen lesen eh Hendl-Club, aber der Name war schon vergeben

RolF

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2021-11-21

Betrachtungen eines Impf-Skeptikers

Die Entrüstung war ja in den letzten Tagen mal wieder groß, weil in den Koalitionsverhandlungen die derzeitige /epidemische Lage von nationaler Tragweite/ auslaufen soll. Das sei doch angesichts der exponentiell steigenden Inzidenz-Zahlen das falsche Zeichen und nicht zu rechtfertigen. Das beleidigt mich dann allerdings schon ein bisschen, wenn mir unterstellt wird, dass ich annehmen würde, dass die pandemische Notlage vorbei ist, nur weil die Rechtslage wieder insoweit normalisiert wird, dass einige Beschlüsse nun wieder den – vom Grundsatz der Gewaltenteilung so vorgesehenen – Weg über Zustimmung im Parlament nehmen müssen und nicht mehr direkt von der Bundesregierung oder der Landesregierung verordnet werden können. Zugegeben, dass im Zuge der Beendigung auch von einem Freedom Day geredet wurde, war unglücklich. Zumal auch nicht präzisiert wurde, dass damit free as in free speech and not as in free beer gemeint ist. Also nicht ausgelassenes Feiern sondern mehr Eigenverantwortung.

Ein analoges Kommunikationsproblem gibt es aber auch auf der anderen Seite. Es ist naheliegend, dass ein Gesundheitsminister, Inzidenzen von 500 und mehr nicht einfach so unkommentiert stehen lassen kann und, vom Aktionismus gedrängt, darauf verweist, dass 90% der Patienten auf den Intensivstationen Ungeimpfte sind. Und damit indirekt vermittelt: "Das mit den Ungeimpften, das muss aufhören, das sind die Pandemie-Treiber." Das könnte man aber auch gerade anders herum sehen: Bei einem Ungeimpften ist es viel wahrscheinlicher, dass sich Covid Symptome zeigen und dass er sogar in die kontrollierte Quarantäne ins Krankenhaus kommt, während ein Geimpfter vielleicht, ohne es selber zu merken, das Virus verbreitet. Ja, ich kann schon in den 2 oder 3 Tagen, bevor sich bei mir Symptome zeigen, ansteckend sein, andererseits wird sich aber ein Ungeimpfter auch weitaus häufiger testen, weil ihn nun mal die aktuellen Regelungen dazu anhalten und hat damit mehr Chancen festzustellen, ob er das Virus in sich trägt und auch potentiell weiter geben könnte.

Und wenn Jens Spahn sagt, früher oder später werden sich alle Ungeimpften angestecken, dann klingt er damit zwar so ähnlich wie der Chor der Wissenschaftler, aber es gibt da einen feinen Unterschied, wenn man hört, was Christian Drosten im ZEIT Interview am 11.11.2021 auf die Frage, ob er glaube, dass sich irgendwann jeder ansteckt, antwortet:

Ich halte das für unausweichlich. Wir werden uns alle -- hoffentlich auf dem Fundament einer vollständigen Impfimmunisierung -- irgendwann anstecken müssen, schon damit wir eine relevante Immunisierung kriegen.

und im gleichen Interview an andere Stelle bemerkt er:

Es gibt im Moment ein Narrativ, das ich für vollkommen falsch halte: Die Pandemie der Ungeimpften. Wir haben keine Pandemie der Ungeimpften, wir haben eine Pandemie. […] Wir haben eine Pandemie, zu der alle beitragen – auch die Geimpften, wenn auch etwas weniger.

Und damit wären wir endlich beim Skeptizismus vom Anfang. Den trifft man nämlich viel zu selten. Die gängigen Typen sind die Impfgläubigen, die in der Impfung die Wunderwaffe sehen, die den großen Game-Changer darstellt, und an die sie dann als Politiker auch etliche Versprechungen gehängt haben. Und auf der anderen Seite stehen die Impfverweigerer. Dass so viele Politiker Juristen sind, rächt sich hier, denn ein Semester naturwissenschaftliches Studium reicht eigentlich, um zu wissen, dass dieser Wunderwaffen-Scheinwerfer auf die Impfung alles andere als gute wissenschaftliche Arbeitsbedingungen hervorbringt. Das tägliche Brot der Naturwissenschaft ist eben: Hypothese – Verifizierung oder Falsifizierung. Und das halt nicht nur einmal, sondern mehrmals und reproduzierbar.

Also habe ich mich auf meine Physiker-Tugenden besonnen und mich auf den Weg zum Arzt und zum Antikörper-Test gemacht, denn ich wusste zwar, dass ich eine "vollständige" (also eine zweifache) Impfung habe. Aber über die Impfimmunisierung von der Drosten spricht, wusste ich nichts. Merke: Impfungen sind das, was von jedem zählbar ist, Impfimmunisierung ist das, was messbar ist – im Labor per Blutuntersuchung. Bei mir waren das 1226 BAU/ml, oder klangvoller binding antibody units pro Milliliter. Laut Ausage vom Arzt mehr als passabel. Damit war ich nicht nur der wissenschaftlichen Redlichkeit gefolgt – das wäre ich auch wenn der Wert bei 80 oder 120 gelegen hätte, sondern habe mich auch von dem insgeheimen Verdacht befreit, ein unbemerkter Superspreader zu sein.

Und die Impfung ist damit als nützliches Hilfsmittel zur Immunisierung wieder auf dem Boden der (überprüfbaren) Tatsachen zurück. Da wo sie sein soll.

RolF

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2021-10-17

Sonntag und rote Ampeln

Es ist schon ein bisschen merkwürdig. Da fahre ich an einem Sonntagmittag bei passablen T-Shirt Wetter durch die Stadt und werde dann doch von einer roten Ampel an der Kaiserallee ausgebremst. Als Radfahrer bin ich wohl kein Kunde der Ampel, denn sonst hätten sie wie alle Kunden orientierten Einrichtungen ihren Ampelschaltungs-Algorithmus längst mit einem "Gutes Wetter, gute Laune" Bonus-System für Radfahrer versehen. Vielleicht geht es aber bei Verkehrssytemen gar nicht um Kundenzufriedenheit, also nicht um das "größte Glück der größten Zahl", sondern darum, möglichst nur die mit einer großen Frustrationstoleranz in nervige Situationen zu bringen. Und wenn man sich noch mal vor Augen führt, was da so alles auf vier oder zwei Rädern im Straßenverkehr unterwegs ist, leuchtet dieser Ansatz im Sinne der Eskalations- und Schadens-Vermeidung auch sofort ein.

Trotzdem konnte ich im ersten Moment, die extra für mich auf rot schaltende Ampel nicht als Lob meiner Frustrationstoleranz auffassen, sondern vermutete eine gemeine Hinterhältigkeit darin. Also schielte ich in Richtung Fußgängerampel nebenan, in der Hoffnung dort vielleicht noch ein Schlupfloch zu finden. Aber eine zweigeteilte Fußgängerampel mit Mittelinsel an den Straßenbahnschienen gibt sowas natürlich nicht her. Das war's dann aber auch schon mit dem Auswegs-Aktionismus. Erst mal durchatmen und beglückt feststellen, dass gar kein BMW mit Alufelgen, runter gekurbeltem Fenster, 200 Watt Soundanlage und schlechtem Musikgeschmack neben mir steht. Da die Rotphase dank Straßenbahn etwas länger ist, bleibt auch noch Zeit für einen zweiten Gedanken: "Was mache ich hier überhaupt? Heute ist doch Sonntag und kein verdammter Arbeitstag! Niemand will was von mir, keiner drängt mich. Wieso lasse ich mich unter Zeitdruck setzen?" Das ist ganz schön perfide, dass ich solche Gedanken schon fast nicht mehr aus meinen Kopf bekomme, dass ich mein Leben unbedingt selbst optimieren müsste und dass das am besten ginge, wenn ich keine kostbare Lebenszeit an der roten Ampel verschenken würde.

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2021-09-16

Die gute Nachricht zuerst

Die Prophezeiung, dass dieses WG-Mit-Garten Wiki sich in Zeiten von Facebook, Twitter – und was es sonst noch so alles an Social Media gibt – in Bedeutungslosigkeit verlieren wird, hat sich wohl nicht bewahrheitet. Denn von den Grünen werden wir wohl noch aufmerksam gelesen. Vielleicht reicht unser Einfluß auch nicht bis in die Partei selber, sondern nur bis in ihre Werbe-Agentur für die Wahlplakate. Aber ganz offensichtlich wurde unsere Anmerkung zur unfreiwillig missverständlichen Bekämpfung der Kinderarmut aufgenommen und zu einem Reichtum ist, wenn alle Menschen frei von Armut sind umformuliert.

Wer jetzt die schlechte Nachricht erwartet, den muss ich leider enttäuschen, denn auch Die Linke hat eine gute Nachricht: Klimaziel: Bus und Bahn überall und kostenlos

Da dachte ich immer "Klimaziel" ist das, wo es fünf vor zwölf ist, wo wir verzichten und den Gürtel enger schnallen müssen. Nix mehr mit Annehmlichkeiten wie Fleisch und SUVs. Es geht nur noch, was so richtig weh tut. Den Planeten retten, das geht nur wenn jeder so richtig was opfert. Aber bei den Linken bekommen wir das Klimaziel umsonst, und dann auch noch überall hin. Also mehr Verkehr als Klimaziel? Klimaziele waren doch bisher in der Pariser oder Kopenhagener Ausprägung immer eher eine physikalische Formulierung wie Maximal 2 Grad Anstieg gegenüber 1970 oder CO2 Neutralität bis 2035, aber nichts was wir uns wünschen können.

Ohne unfreiwillige Mehrdeutigkeit geht es aber auch in diesem Jahr nicht ab: Hände waschen, nicht Hirne dazu ruft die AfD auf. Das hat natürlich einen gewissen Witz, da man sich ja den typischen AfD'ler als den grillierenden Mann vorstellt, der nach dem Klo-Gang den Hosenladen erst hochzieht, wenn er schon in der Tür nach draußen steht. Da bleibt natürlich keine Zeit, sich die Hände zu waschen. Und eben der fordert jetzt mit seiner Partei staatstreue Hygiene-Maßnahmen? Da fehlt doch der typische Wutbürger Furor. Habe ich da etwa das Kleingedruckte überlesen?

Oder vielleicht fordert er die Maßnahmen auch gerade nicht und das Plakat will eher sagen: "Hände waschen reicht, den anderen Scheiß mit Maske, Lockdown und Impfung brauchen wir nicht!"

Na, wenn sie sich 24 Stunden lang die Hände waschen, könnte das tatsächlich funkionieren.

RolF

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2020-12-12

Ich brauchte doch nur eine neue Brille!

Jetzt ist es raus: Ich bin konservativ. Das, was ich immer versucht habe zu verdrängen und zu verstecken, ist jetzt auf einer Bestellung beim Optiker schwarz auf weiß fest gehalten. Nichts habe ich mehr gescheut als die Veränderung und ich habe wieder das gleiche Brillengestell genommen wie beim letzten Mal.

Ich könnte jetzt natürlich versuchen, das so hinzubiegen, dass es doch gegen einen Rückgriff auf das Bewährte nichts einzuwenden gäbe. Schließlich wechseln die meisten ja auch nicht jeden Monat ihre Whiskey oder Zigaretten Marke oder die Kaffeesorte. Aber leider habe ich noch zu gut in Erinnerung, wie es mich innerlich durchzuckt hat, als der Optiker mit der denkwürdigen Überleitung "So, das mit dem Ausmessen und Testen der Gläser-Stärke haben wir geschafft, jetzt brauchen wir noch ein Gestell …" in Richtung Schaukasten ging: "Oh, nee! Nicht was neues, die neuen Dinger sind ja alle schrecklich." Das habe ich nur gedacht, formuliert habe ich es vorsichtiger: "Na, das bisherige Gestell hat mir ganz gut gefallen, vielleicht …" Und es gab das alte Gestell tatsächlich noch.

Vielleicht bedeutet das aber auch nur, dass die Brillen-Industrie konservativ ist und nicht jedem Mode-Trend hinterher rennt. Aber die Erleichterung, die sich nach dem "Ja, haben wir noch" Satz bei mir breit machte, deutet ziemlich klar darauf hin, dass die Änderungsaversion bei mir ist. Da bin ich dann schon ziemlich dicht dran am Zerrbild des Spießers, der sich nach 15 Jahren die dritte Mercedes E-Klasse kauft. Diesmal halt mit Sitzheizung. Meine Sitzheizung heißt übrigens Mit Nano-Technologie gehärtete Beschichtung. Das habe ich mir diesmal gegönnt.

Also konservativ. Die Frage ist jetzt nur Struktur- oder Wert-konservativ? Da es mir ja um das bewährte ging, ja offensichtlich Wert-konservativ. Die Wert-Konservativen sind übrigens die Guten. Die Struktur-Konservativen sind die mit den Hierarchien, von denen man sich gerne distanziert. Nicht dass ich den Unterschied je richtig verstanden hätte, In Zeiten von "Social Media" ist es ja auch nur wichtig, zu wissen, was besser als Schimpfwort verwendet werden kann, um den anderen in eine Schublade zu stecken.

RolF

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2017-08-22

Mehr Respekt vor Familien

Ich war lange Zeit am Schwanken, ob nicht doch das Wahlplakat der Grünen zu Kinderarmut (gibt's zu kaufen) "Kinderarmut kann man kleinreden. Oder gross bekämpfen." mein Favorit hinsichtlich versteckter Mehrdeutigkeit ist. Ausgerechnet die Grünen gendern mal nicht, sondern benutzen das klassische man. Aber vielleicht soll damit auch gesagt werden, dass es eine typische Begleiterscheinung einer von Männern geprägten Welt ist, wenn Kinder arm sind. frau würde Kinderarmut nie kleinreden. Und überhaupt Kinderarmut … geht es dabei um wegen finanzieller Armut Not leidende Kinder oder vielleicht doch um die Armut an Kindern. Letzteres ist ja eher aus katholischen oder konservativeren Kreisen zu hören und damit würde man die Grünen nicht sofort in Verbindung bringen. Die Hoffnung, dass das Bild auf dem Plakat Klarheit verschafft, wird auch enttäuscht: Die violetten Bauklötze lassen an Karlsruher Neo-Klassizismus denken und an Kinderhände, die sie zusammen gesetzt haben. Aber ob diese Kinderhände arm und mangelernährt waren oder ob sie einsam – weil ohne Geschwister – waren, kann ich nicht erraten.

Letztendlich hat aber ein Plakat der CDU das Rennen gemacht, das ebenso wie sein grüner Gegenpart bemüht ist, der Unterstellung, Parteien hätten keine Inhalte mehr, sondern nur noch Bilder und Stimmungen, die sie kommunizieren, zu entkräften.

Auf ihrer eigenen Seite https://www.cdu.de/artikel/praesentation-der-kampagnen-werbelinie schreibt sie dazu:

Für mehr Respekt für Familien
Familien begegnet die CDU mit Respekt: "Wir schreiben ihnen nicht vor, wie sie zu leben haben", sagte er. Unsere Politik sorge dafür, dass sie ihr Leben so gestalten könnten, wie sie es sich wünschten.

Aha, hier also doch "Respekt für …" und "mit Respekt begegnen". Warum aber nicht auf dem Plakat, dass jeder sieht? "Respekt vor Familien", da hat die CDU wohl noch deutliche Schwierigkeiten manche Jugendkulturen zu integrieren bzw. aufzusaugen. Jedem, der auch nur einmal, mit einem aus der Hip-Hop oder Rap Szene zu tun hatte, ist doch klar, dass "Hey, Respect …" fast immer von einem anerkennenden Kopfnicken begeleitet ist und damit etwas ist, was der Rapper seinem Gegenüber entgegenbringt, also eine Art Ehrerbietung. Erst in zweiter Linie, ist es etwas, das man einfordert (die wirklich Coolen müssen natürlich nichts einfordern, die bekommen es von ganz alleine). Es ist auch ein Geben und Nehmen, wobei der echte Rapper sicherlich sagen wird, "Wieso geben und nehmen? Das ist doch kein Handeln aufm Markt. Respekt ist eine Lebenskultur!". Bei den diversen Begrüßungsritualen in der Szene lässt sich auf jeden Fall gut beobachten, dass da doch ein ordentlicher Teil Geben und Nehmen bzw. "wie du mir so ich dir" drin steckt. Da gibt es schon einen deutlichen Kodex, dass jeder das Ritual einzuhalten hat. Ich kann mir da nicht helfen, ein bisschen erinnert mich sowas immer an die erste Szene vom Paten mit Marlon Brando. Wie auch immer die beiden Seiten (oder eben die beiden Begrüssenden) haben füreinander Respekt oder bringen sich einander Respekt entgegen. Respekt in diesem Sinne ist immer eine Art Anerkennung.

Klar, gibt es auch den Respekt vor, aber dann bezieht sich das – zumindest bei mir – auf Institutionen: Ich habe Respekt vor der Polizei und vor der Staatsanwaltschaft bzw. der Strafverfolgungsbehörde. Aber ich habe für den Polizisten Respekt, für den einzelnen Menschen, wenn er bei einer Demo, wo er eigentlich gar nicht hin will, für die Allgemeinheit und das Demonstrationsrecht den eigenen Kopf hin hält. Okay, es ist meistens nicht der Kopf, sondern ein Helm, oder eben genau genommen ein Kopf unter einem Helm. Aber der Unterschied sollte klar sein: Man hat für Individuen Respekt und vor Institutionen oder Behörden.

Die CDU sagt also indirekt mit ihrem Wahlplakat, dass sie die Familie nicht als einzelne Individuen sieht, sondern als eine Institution. In der Tat ist die Ehe bei uns in Deutschland rein rechtlich auch tatsächlich eine Institution. Respekt vor der Ehe ginge also durchaus irgendwie, auch wenn ich lange darüber nachgrübeln müsste, was das denn jetzt konkret bedeuten soll. Aber Familie ist was gewachsenes, die aus einzelnen Personen besteht, zumindest als Kind wird man da einfach ungefragt hinein geworfen, ohne dass ein Beamter eine Unterschrift zur Beglaubigung verlangen würde. Also hat bei der Union doch der alte Leitsatz "Keine Familie ohne die (Institution der) Ehe" gesiegt?

RolF

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Comments on 2017-08-22

Wahlplakate, Teil 2

Es gibt doch noch einen weiteres Plakat als Kandidat in der Kategorie Alternativ-Interpretation. Es kommt deshalb ein bisschen später dazu, weil es mir zwar von einigen Wochen schon mal auffiel, ich mir aber nicht mehr so ganz sicher war, ob ich den bildlichen Inhalt tatsächlich korrekt gesehen und in Erinnerung hatte. Der textuelle Inhalt hat da keine großen Anforderungen an die Erinnerungsleistung des menschlichen Hirns gestellt. Da könnte man jetzt hämisch anmerken, dass das bei einem AfD Plakat nicht anders zu erwarten ist, allerdings sollte man der Fairness halber hinzufügen, dass die Anforderungen bei allen Wahlplakaten, egal von welcher Partei, nicht sonderlich hoch sind. Als AfD Plakat war es anscheinend verstärkten, witterungsbedingten Abnutzungen ausgeetzt, so dass nach ein paar Tagen nur noch der untere Teil des Plakats zu erkennen war. Und da ich nicht unbedingt Fake-News in die Welt setzen will, musste ich meine Recherche auf ein zweites oder drittes Plakat aus dieser Reihe ausdehnen, auf denen dann auch die Münze eindeutig zu erkennen war.

Immerhin atmet der Slogan Bargeld ist Freiheit einen anarchischen oder zumindest einen Anti-Orwellschen Big-Brother Geist. Aber war die AfD nicht mal die Partei der Euro-Skeptiker? Und das zwischen Daumen und Zeigefinger ist doch wohl definitiv eine 2 Euro-Münze! Wie passt das zusammen? Oder ist das ein versteckter Tritt in den Hintern von Bernd Lucke? "Jetzt sind wir diesen Oberlehrer endlich los, dem drücken wir es noch mal so richtig rein mit dem Euro auf unserem Plakat." Damit verdrängen sie allerdings, dass Lucke noch mit AfD Stimmen im Europa-Parlament sitzt, in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (da ist der Front National übrigens nicht dabei, rechts von der Christdemokratischen Fraktion sind die aber schon einzuordnen http://www.europarl.europa.eu/meps/de/map.html).

Der wahre Anarchist fragt sich da allerdings, was die ganze Aufregung soll. Wenn irgendwelche Regierungen oder Zentralbanken meinen, (elektronische) Zahlungsmittel einführen zu müssen, dann dürfen sie gerne an ihre neuen, überlegenen Zahlungsmittel glauben. Wenn die aber von der Mehrheit nicht akzeptiert wird, wird – auch da regelt sich der Markt selber – eben eine Schwarzmarkt-Währung entstehen, die dann zum Warentausch genutzt wird. Selbstüberschätzung als Krankheit der Regierenden ist nichts, was mit den Fünf-Jahres-Plannern des Kommunismus untergegangen ist.

RolF 2017-09-08 01:12 UTC

2017-03-20

Sind wir jetzt alle Nazis oder wird einfach nur schlecht übersetzt?

Am Wochenende hat der türkische Staatspräsident Erdogan Bundeskanzlerin Merkel persönlich "Nazimethoden gegen meine türkischen Brüder in Deutschland und die Minister" vorgeworfen. Er begründet das mit den nicht statt gefundenen Auftritten einiger türkischer Amtsträger und sagt, das sei die schlimmste Verletzung der Meinungsfreiheit. Nun glauben wir ihm ja gerne, dass er, was Nazi-Methoden anbetrifft, durchaus ein Experte ist. Zumindest was die praktische Seite anbetrifft, da ist er sehr geübt.

Was die Theorie anbetrifft, hapert es aber noch bei Herrn Erdogan. Die politische und historische Theorie kommt da ins Spiel, wo ich mir überlegen muss, ob das, was ich an Missständen wahrnehme und beobachte, nun Nazi-Methoden sind, oder vielleicht doch faschistische Methoden. Oder vielleicht auch autokratische, also diktatorische? Leider gibt es keine Verpflichtung zu überlegen, es wäre nur schön, wenn das zumindest alle machen, die vor laufender Kamera rumturnen. Also folgendes sollte bedacht werden:

Unterdrückung von oppositionellen Meinungen charakterisiert alle drei dieser Herrschaftssysteme. Faschismus gab es in Italien, in Deutschland in einem gewissen Sinne auch, da Hitler mit seinem ersten, gescheiterten Umsturzversuch Mussolinis "Marsch auf Rom" kopieren wollte, mit Abstrichen in Horthys Ungarn und noch sehr lange nach dem Zweiten Weltkrieg im Spanien Francos. Die "Nazis", also die NSDAP als Partei gab es nur in Deutschland. Erdogan, der Schnelldenker, sagt sich nun (und leider nicht nur sich selber, sondern der ganzen Welt) "faschistische Methoden in Deutschland und die Nazis waren auch in Deutsche, also sind es Nazi-Methoden".

Da verwechselt er leider zufällige historische bzw. geographische Wahrheiten mit notwendigen Vernunftwahrheiten (Lessing). Das charakteristische der Nazi-Methoden ist nicht, dass sie in Deutschland ausgeübt wurden oder werden, sondern dass sie über die übliche Unterdrückung von Oppositionellen hinaus, eine ganze Gruppe (die Juden, die Sinti und Roma) planmäßig und gezielt mit einer industriellen Maschinerie massenhaft ermordet haben. Der Völkermord an den Armeniern ist sehr viel näher dran an Nazi-Methoden als ein Auftrittsverbot für eine einzelne Person. Historisch liegt das Verbrechen an den Armeniern allerdings vor dem Aufkommen der Nationalsozialisten in Deutschland. Deshalb wird es niemand als Nazi-Methode bezeichnen, auch wenn viele Wiedererkennungsmomente vorhanden sind.

Vielleicht sind wir auch alle nur ein Opfer von Übersetzungsfehlern, denn Erdogan hat seine Rede vor seinen Anhängern in der Türkei ja sicherlich auf türkisch gehalten. In der türkischen Sprache gibt es möglicherweise gar keine zwei Begriffe für Nazi und Faschismus?

Der zweite Aspekt des Vorwurfs soll aber nicht unter den Tisch fallen. Erdogan behauptet, Angela Merkel würde die "türkischen Brüder in Deutschland" (sagen wir es vorsichtig und neutral) benachteiligen. Soweit ich das weiß, betrafen die von ihm so genannten Auftrittsverbote nur türkische Regierungsmitglieder oder AKP Partei-Personal. Keiner davon lebt in Deutschland! Mit "faschistische Methoden gegen die Minister" als Formulierung bin ich aber auch nicht einverstanden. Keinem türkischen Staatsangehörigen wird hier untersagt, seine Meinung zu äußern. Nach dem 16.April sind da mit Sicherheit auch wieder Hallen und andere Veranstaltungsmöglichkeiten verfügbar (dann auch angenehm warm unter freiem Himmel). Da dürfen die Minister und auch er als Staatspräsident gerne kommen und für ihre Ansichten werben.

Ich könnte mir auch ein Bundle-Angebot vorstellen: Erdogan hinterlegt 5 Milliarden Euro auf einem Treuhand-Konto als Pfand und dann darf er einmal vor dem 16.April in Deutschland auftreten. Das hinterlegte Pfand bekommt er aber nur zurück, wenn er in den 3 Monaten nach dem 16.April, weitere zwei mal bei einer Veranstalltung in Deutschland antritt. Das passt ihm aber vermutlich nicht, weil er nach dem Volksabstimmungstermin rund um die Uhr damit beschäftigt ist, Personen mit anderer Meinung als er zu verhaften.

--RolF

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Aber es gibt auch eine positive Meldung aus dem schwierigen Terrain der Übersetzungen. Im aktuellen ZEIT Magazin ist ein Interview mit Martin Scorsese und die Einstiegsfrage ist – angesichts des Themas seines neuen Films durchaus naheliegend – "Mr. Scorsese, sind Sie ein religöser Mensch?"

"Ich glaube schon." ist seine Antwort. Ja, es schließt sich direkt daran noch ein weitergehender und erklärender Satz an, aber diese schöne Mehrdeutigkeit musste ich trotzdem erst mal bewundern, um dann aber auch gleich Vermutungen über den amerikanischen Originalsatz anzustellen. "I believe, yes." wird er wohl kaum gesagt haben, auch nicht ohne Komma. Schon eher "Uhm, I think so" oder "I think I am". Aber in allen Fällen fehlt im englischen die schöne Doppeldeutigkeit.

RolF 2017-03-20 19:32 UTC

2017-03-09

Schweine in der Fastenzeit

Eigentlich hatte ich mir ja für die angebrochene Fastenzeit fest vorgenommen, nicht jede Sau durchs Dorf zu treiben und schon gar keine rechts-populistische. Aber es geht nichts anders, der Leidensdruck ist schlichtweg zu groß. Die eigenene Machtlosigkeit zu spüren, während in so ziemlich allen Himmelsrichtungen Psychopathen Politik machen, ist eine sehr unangenehme Erfahrung. Also tappe ich auch in die Falle und setze mich mit rechten Thesen auseinander, denen aber Sachargumente wurscht sind, solange das Feuer nur am Brennen gehalten und die Lautstärke erhöht wird. Bekanntes Dilemma. Und ich weiß nicht, ob es als Rechtfertigung reicht, zu sagen DIE ZEIT hätte damit angefangen. Im Leitartikel von heute ging es jedenfalls um die Aussagen die der AfD-ler Björn Höcke über Adolf Hitler gemacht hat:

Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt. Wir wissen aber natürlich, dass es in der Geschichte kein Schwarz und Weiß gibt.

Im genauen Wortlaut unterscheidet sich DIE ZEIT von der Berliner Zeitung, von daher ist anzunehmen, dass beide den Satz aus dem englischen Artikel im Wall Street Journal zurück übersetzt haben. Unabhängig von der Übersetzung geht aber die Ironie dabei nicht verloren, dass ausgerechnet einer der großen Vereinfacher darauf besteht, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern noch etliche Schattierung dazwischen. Im weiteren Verlauf des amerikanischen Interview Artikels versteigt er sich zu der Prognose, dass "wenn die letzten Überlebenden gestorben seien, das zu einer neuen Sicht auf die Dinge führen würde".

Was steckt hinter dieser Aussage? Das heißt doch nichts anderes, als das die, die am nächsten am Geschehen der NS-Zet dran waren, nämlich als Zeitzeugen, uns mit ihren Berichten den Blick auf die Wahrheit verbauen, dass sie ein Störfaktor sind. Allerdings sind sie eben nur für denjenigen ein Störfaktor, der nicht an der Wahrheitsfindung interessiert ist, sondern gerne seine Ansichten bestätigt finden will. Das ist so ein bisschen, wie wenn der Richter zum Zeugen sagen würde: "Also mein guter Mann, so geht das nicht! Sie können hier jetzt nicht einfach eine Aussage machen, die den Aussagen der fünf bisherigen Zeugen entgegensteht. Damit ist meine komplette Urteilsfindung im Arsch."

Es gibt keine Wahrheit über Adolf Hitler, die Björn Höcke gepachtet hat. Die geschichtliche Wahrheit ist das, was die Gesamtheit der Quellen hergibt. Da kann ich jetzt als Deutscher darüber beleidigt sein, dass Hitler dabei immer schlechter wegkommt als Stalin oder Napoleon oder einer aus der Riege der üblen alten, römischen Cesaren. Aber der Mann hatte nun mal von Anfang an vor, die Juden aus dem von ihm so geliebten "deutschen Volkskörper" mit Gewalt zu entfernen. Und er hat das so in einem Buch aufgeschrieben. Mag sein, dass er nicht von Anfang an an eine radikale physische Ermordung der Juden gedacht hat, aber der Vorsatz war schon immer da. Es gibt keine Entschuldigung.

RolF

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2017-01-29

Robin Hood und die Folgen

In der ZEIT vom 19.Januar war in einem Artikel aus der momentan sehr gerne aufgelegten Serie "Erklär' mir den Populismus, und vor allen Dingen weshalb er so erfolgreich ist" folgender Abschnitt über die Psychologie der Zielgruppe des Populismus zu lesen:

Die ursprüngliche, entscheidende Wählergruppe der Rechtspopulisten aber entstammt der Unterschicht, früher sprach man von den "einfachen Leuten". Sie wohnen nicht im Hamburger Schanzenviertel, sie wohnen auch nicht im New Yorker Stadtteil Brooklyn oder im Quartier Marais in Paris. Trotzdem glaubt man, sie dort zu kennen. Man meint zu wissen, dasss sie sich billig kleiden, billig ernähren und ihren Kindern billig klingende Vornamen geben.(1)
In der modernen Welt gibt es viele Minderheiten, hin und wieder werden ihre Namen verändert. Aus "Negern" wurden "Schwarze" und "African Americans". Aus "Krüppeln" wurden "Menschen mit Behinderung" und "anders Begabte", aus "Eskimos" wurden "Inuit".
Aus den "einfachen Leuten" wurden "Asis", "Proleten" und "White Trash".

Das wirkt auf den ersten Blick einleuchtend, weil es die Gefühlslage der weißen Verlierer verständlich macht. Es gibt da aber ein paar Dinge zu bedenken. Zum einen darf sich das Beurteilen nicht auf das beschränken, was geschieht (der einen Gruppe wird gegeben, der anderen wird genommen), sondern muss auch die Ausgangslage mit berücksichtigen. Über den Satz, "Die einen müssen mehr Steuern zahlen, die anderen weniger", kann man sich moralisch aufregen, wird das aber kaum mehr tun, wenn die Ausgangslage mit einbezogen wird: "Die Reichen müssen mehr Steuern zahlen, die Armen weniger". Dann wird man sich nur noch darüber aufregen, dass die Wirklichkeit in den meisten Staaten diesem Ideal weit hinterher hinkt.

Wenn bisher benachteiligte, Schwarze und Behinderte, gegenüber Normalos (eigentlich wollte ich "Normalbürger" schreiben, aber das Wort blieb mir im Hals bzw. in den Fingern stecken, weil es indirekt Schwarze und Behinderte zu unnormalen Menschen macht) bevorteilt werden, ist das keine ungerechte Behandlung sondern sorgt dafür, Chancengleichheit herzustellen. Dieses Konzept ist von anderen Bereichen bekannt (Frauenbeauftragte, Gleichstellungsbeauftragter) und wird immer mal wieder gerne ausgeblendet, um die eigene, vermeindliche Benachteiligung in den Vordergrund zu rücken. Natürlich ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, das eine Bevorzugung von Frauen nicht an sich gut ist, sondern nur als Mittel zur Herstellung der Chancengleichheit gerechtfertigt ist. Wenn sich die Ausgangslage im Laufe der Zeit verändert, ist unter Umständen eine Korrektur der eingesetzten Mittel notwendig. Übersetzt in unsere obige Ausgangsproblemstellung lautet die Kontrollfrage also: "Hat ein Schwarzer oder ein Moslem die gleichen (Aufstiegs-)Chancen wie ein Sachse aus der unteren Mittelschicht?" Der Sachse, der in Hoyerswerda seine zwanzigste Absage bekommt und mindestens genaus so viele Bewerbungen, die komplett unbeantwortet blieben, hinter sich hat, wird das wahrscheinlich anders sehen als der, der die Chancen des Schwarzen in Dortmund mit denen des Sachsen in einer Baden-Württembergischen Stadt vergleicht, wobei der Sachse auch noch psychisch stabil genug ist, um die Häme über seinen Dialekt wegzustecken.

Wenn sich "einfache Leute" als Opfer sehen, entspricht das nicht unbedingt der Realität, sondern in dieser Sicht steckt viel Stilisierung drin. Auch der Blick auf die abwertenden Bezeichnungen muss differenzierter ausfallen. Es werden ja nicht generell alle "einfachen Leute" als "Proleten" bezeichnet. Diese Bezeichnungen werden ja erst verwendet, seit sich einzelne aus der Gruppe der einfachen Leute plakativ und selbstverliebt in den verschiedenen Reality-TV Formaten des (Achtung, wieder abwertend) Unterschichten-Fernsehens zur Schau stellen. Oder hat jemand den Begriff White Trash vor Donald Trump gekannt?

Die offene Frage ist, ob man mit der gleichen Motivation zur Pegida-Demo geht wie ins Dschungel-Camp. Wer ins Dschungel-Camp geht oder bei den anderen Reality-TV Shows auftritt, lässt sich ja auf einen sehr einfachen Handel ein: "Du bekommst Geld dafür, dass sich andere auf deine Kosten amüsieren können. Naja, und ein bisschen wichtig darfst du dich dabei auch fühlen." Einigen der Pegida Protagonisten wird man eine ähnliche Profilneurose nicht absprechen können. Sie verkaufen allerdings nicht ihre Seele, indem sie auch von RTL-2 bezahlt werden. Hm, vielleicht sollte ich, was denn letzten Satz betrifft, doch noch mal etwas genauer nachforschen, ein paar Zweifel habe ich da schon.

Aber was ist mit den anderen Pegidistas(2), die da nur aus einem Gefühl heraus hingehen, um ihrem (angestauten) Unmut Luft zu verschaffen? Der aufgeklärte Liberale geht natürlich ins Kabarett, wenn er ein Ventil für seinen politischen Unmut braucht. Diese Option bietet sich dem Pegida-Gänger nicht. Ab und an zur Pegida-Demo zu gehen, kann ich durchaus als legitimes und demokratisches Mittel akzeptieren, um seine Meinung kund zu tun (die mir nicht unbedingt gefallen muss). Aber wenn das jemand regelmäßig macht, keimt in mir der Verdacht auf, dass es ihm nur um eine Selbstinzenierung geht und er daran Gefallen findet, den "das-wird-man-doch-mal-sagen-dürfen" Mut des Redners auf der Bühne zu beklatschen, in der Hoffung, dass ein bisschen von der Aura des im Scheinwerferlicht stehenden auf ihn selber zurück fällt.

Woran aber liegt es, dass wir dem regelmäßigen Teilnehmer einer Gewerkschaftsdemo Standhaftigkeit attestieren, wo doch bei einer solchen Demo Banker und andere Groß-Kapitalisten genauso pauschal verunglimpft werden wie die Flüchtlinge bei Pegida? Vielleicht, weil ein Schimpfen über das Kapital immer etwas von Robin Hood hat und die Mächtigen und nicht die Schwachen trifft. Andererseits wird ja bei Pegida auch über das Kapital geschimpft.

Also bleibt die Frage zum Schluss: Wäre Robin Hood zu Pegida gegangen? Eine Antwort darauf wird es nicht geben. Stattdessen kommt die direkte Gegenfrage: Welcher Robin Hood? Der echte? Oder der wahre? Oder der aus unseren Träumen?


(1) Das ist ein alter und wirksamer Kniff, um das elitäre Gefühl zu verstärken: Jeder denkt, die billigen Vornamen zu kennen und darf deshalb innerlich grinsen. Auch ich, als kinderloser Single.

(2) Wem dieser Begriff unangemessen vorkommt, weil er zu sehr nach Sandinista, also aufrichtigem Befreiungskampf klingt, der sei daran erinnert, dass früher auf den Demos gerne skandiert wurde: Bürger lasst das Glotzen sein, kommt herunter, reiht euch ein!. Und heute, da die "Bürger" mit etwas Verspätung auf diesen Satz reagieren, ist es uns auch nicht recht.

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